Neue 3D-Laserschweisstechnik weltweit einzigartig im Schiffbau
4. Februar 2020
Neue 3D-Laserschweisstechnik weltweit einzigartig im Schiffbau
|Leinen los! Die Photon AG und die Werft Abeking & Rasmussen haben eine neue Technik entwickelt, die ein effizienteres Verschweißen von Rumpfteilen beim Jachtbau ermöglicht. Produziert wird in Spandau.|Die über zehn Tonnen schwere Anlage ist bisher weltweit die erste und einzige ihrer Art – und „ein Schritt in die Zukunft des deutschen Schiffbaus,“ so Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, beim Produktionsstart.
Rund 3,8 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert, etwa eine Million Euro davon vom Bund und dem Land Niedersachsen. Das Besondere an der neuen Technik: Sie ist tatsächlich etwas Besonderes und wirklich neu. Bei weltweiten Recherchen nach einer ähnlichen Produktion während der Konzeptphase wurde nichts Vergleichbares gefunden.
Dirk Petersjohann von Abeking & Rasmussen erklärt: „Laserschweißen ist gang und gäbe für ebene Bauteile – die Besonderheit hier liegt im 3D.“ Die Anlage übernimmt das Schweißen von gewölbten, nicht ebenen Bauteilen, wie sie für den Rumpf von Booten gebraucht werden – und das nicht nur extrem präzise, sondern auch sehr schnell und effizient. Das könnte vor allem perspektivisch wichtig sein, da die Rumpffertigung der meisten Schiffe heute aus Kostengründen im Ausland stattfindet.
Ambitionen zahlen sich aus
Die neue Technik gibt Anlass zu der Hoffnung, dass die Rumpffertigung von Jachten und Schiffen zumindest ein Stück weit zurück nach Deutschland verlagert werden kann. Denn gewölbte Einzelstücke werden bisher per Hand geschweißt – und das heißt: viele Arbeitsstunden.
Nun kann die Produktion automatisiert erfolgen, was zusätzlich Material und Energie spart. Mitarbeiter der Photon AG überwachen die Arbeit der Roboter mithilfe mehrerer Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln an sechs Bildschirmen.
Von der Entwicklung des ersten Konzepts bis hin zur jetzt gestarteten Regelproduktion hat es vier Jahre gedauert. Dann ging es allerdings richtig schnell: Anfang 2019 wurde mit der Konstruktion und dem Bau der Anlage begonnen, anschließend gab es eine kurze Testphase. „Das ist sehr schnell und ambitioniert gewesen“, so Petersjohann. 2020 sollen die Abläufe optimiert werden. Auch eine Erweiterung der Anlage ist vorstellbar.
Stückzahl: Eins.
Die Photon AG nutzt das Verfahren am Spandauer Standort bereits unter anderem für die Produktion von Seitenwänden und Dachbaugruppen für den neuen ICE4. Dennoch ist für das Unternehmen die Anwendung im Schiffbau etwas Besonderes. Denn für Luxusjachten gibt es keine Massenproduktion, bei der Bauteile immer und immer wieder auf dieselbe Weise gefertigt werden.
Die Jachten werden in diesem Segment auf Kundenwunsch und nach dessen Ansprüchen gebaut. Die Stückzahl liege hier bei eins, sagt Steffen Neumann, Vorstandsvorsitzender der Photon AG. Daher sei die entwickelte Technik „echt etwas Neues“.
Gute Jobs für gute Leute
Für Photon setzt sich die positive Tendenz der vergangenen Jahre weiter fort. „Vor fünf Jahren haben wir mit 1.000 Quadratmetern Produktionsfläche angefangen, jetzt sind wir bei 25.000 Quadratmetern“, so Neumann. Über 200 Mitarbeiter sind in Spandau beschäftigt. Einen weiteren Standort gibt es in Meißen (Sachsen), der Hauptteil der Produktion findet aber in Spandau statt.
So konnte Photon nicht zuletzt auch zur Wiederbelebung des Industrie-Geländes an der Staakener Straße beitragen. Noch bis vor einigen Jahren wurden Industriearbeitsplätze dort stetig abgebaut – diese Entwicklung ist inzwischen gestoppt, das Gelände wird wieder fast vollständig genutzt. Und wenn es nach Neumann geht, kann es mit dem Wachstum der Photon AG so weitergehen: Noch gibt es Platz für eine weitere Vergrößerung und neue Projekte. Gute Mitarbeiter für den Standort Spandau sucht die Photon AG jedenfalls schon mal.